Alle Roma bleiben hier! – Svega namje dosta!

Soeben hat die Mahnwache von Romano Jekipe Ano Hamburg – Vereinigte Roma Hamburg für Bleiberecht vor der Hamburger Ausländerbehörde begonnen. Die Mahnwache wird bis 16 Uhr fortgesetzt, also kommt vorbei und zeigt Eure Solidarität! Dienstag, Donnerstag und Freitag wird es weitere Kundgebungen von 9.30 bis 13 Uhr geben (Achtung, geänderte Uhrzeit!).

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Svi Romi ostaju ovde! Svega namje dosta!
Alle Roma bleiben hier! Wir haben die Nase voll!
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Mi zahtevamo / Wir fordern:

# da se zaustavi Abschiebung za sve rome! # Abschiebestopp für alle Roma!
# obstanak svim romima! # Ein Bleiberecht für alle Roma!
# pravi prevodilac koji prica romski! # Dolmetscher, die Romanes sprechen!
# da mozemo da radimo i akosmo na Duldung! # Uneingeschränkte Arbeitserlaubnis für Geduldete!
# mogucnost u privremenim staconima da brze napuste! # Die Möglichkeite Erstaufnahmeeinrichtungen schneller zu verlassen!
# nase atesti nesmeju da se ignorisu! # Atteste von (Fach-)Ärzt*innen dürfen nicht ignoriert werden!
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Hamburg im Sommer. Vielen Familien droht die Abschiebung. Am Anfang steht ein Schreiben in bestem Behördendeutsch: »Meldeauflage für die Bundespolizei am Flughafen Hamburg« steht auf den Abschiebungsanordnungen, die die Stadt Hamburg verschickt. Die Absender_innen machen es sich leicht: Fotos von den Familien sind direkt mit abgedruckt, die Briefe müssen dann aufbewahrt und zur Identifizierung am Flughafen vorgezeigt werden.

Dabei wissen die Empfänger_innen oft nicht einmal, was das ist. Ist das die Abschiebung? Ist es das, was freiwillige Ausreise genannt wird?
Bei der Zentralen Ausreisekontrolle, auf der Abflugebene zur „Ausreiseüberwachung“ sollen sie sich melden. „Bitte beachten Sie, dass Sie pro Person maximal 20 kg Gepäck mitbringen dürfen.“ steht in diesen Briefen. Und dann gibt es noch Kleingedrucktes: „Der Aufenthalt gilt bis zum o.g. genannten Termin als geduldet.“ Mit anderen Worten: Nach Ablauf des Termins erlischt die Duldung. Ganze Familien oder Einzelne stehen mit diesen Briefen in den Händen vor dem Aus. Menschen, die teilweise seit Jahren Teil dieser Stadt sind.

Diese Situation ist für viele dann meistens der Abschluss einer langen Phase von Ungewissheit und Bangen über die eigene Zukunft. Diese kann nach jedem Termin bei der Ausländerbehörde anders aussehen.
Von Sachbearbeiter_innen wird gedroht, sie sollten lieber die sogenannte „freiwillige Ausreise“ unterschreiben, sonst stünde die Polizei zur Abschiebung vor der Tür. Von einer tatsächlich freiwilligen Ausreise kann also keine Rede sein.

Bis jetzt wurde jede betroffene Person von den Behörden nach einer sporadischen „ärztlichen“ Untersuchung von einigen Minuten für reisefähig erklärt. Obwohl zum Teil schwere, attestierte Erkrankungen vorliegen. Die Abschiebung wird dann ärztlich begleitet und die Rechnung dafür den Betroffenen hinterhergeschickt.

Dolmetscher_innen sprechen in der Ausländerbehörde häufig nur die Sprache des Landes, in das abgeschoben werden soll. Wie zum Beispiel Serbisch. Dabei sprechen viele Roma nur Romanes. So kommt es zu falschen Übersetzungen und die Leute verstehen nicht was besprochen wird.
Eine weitere große Belastung ist die Situation in den Erstaufnahmeeinrichtungen, wie zum Beispiel dem Containerdorf in Stellingen. Viele, zum Teil auch sehr kranke Menschen müssen in dieser provisorischen Einrichtung viel längere Zeit als die offiziellen drei Monate leben. Ein Gefühl der Ausgrenzung und Isolation entsteht hier schon durch die Lage in einem Industriegebiet direkt neben der Autobahn, weit entfernt vom nächsten Wohngebiet.

Viele von uns kommen aus Staaten, die die Bundesregierung für per Gesetz sicher erklärt hat: Mazedonien, Bosnien, Serbien. Oder aus dem Kosovo, dass für sicher erklärt werden soll. Dabei ist es für Roma in diesen Ländern alles andere als sicher. Die Fluchtgründe sind ein gefährlicher Mix aus Rassismus aus den Bevölkerungsmehrheiten und den staatlichen Institutionen. Der Zugang zu Arbeitsplätzen, Bildung oder zur Gesundheitsversorgung ist weitestgehend versperrt.

Zusammengenommen ist die Ausgrenzung lebensbedrohlich, vor allem für Kinder und alte Menschen. Diese bekannten Fakten ignorieren politische Verantwortliche in der Ausländerbehörde, der Hamburger Bürgerschaft und der Justiz. Die Erzählungen werden nicht geglaubt. Asylanträge werden als offensichtlich unbegründet abgelehnt. Der Druck ist hoch. In diesen Tagen sollen viele freiwillig ausreisen oder sich direkt am Flughafen melden, um sich in lebensbedrohliche Zustände transportieren zu lassen.

In der neuen Hamburger Initiative Romano Jekipe Ano Hamburg – Vereinigte Roma Hamburg haben wir – das sind viele Roma und auch einige Nicht-Roma – uns jetzt zusammengeschlossen und versuchen in diesen Zuständen den Boden unter den Füßen zu behalten und eine Zukunft für unsere Kinder zu erkämpfen!

ROMANO JEKIPE ANO
[unterstützt von alle bleiben! und Recht auf Stadt – Never Mind the Papers]

MAHNWACHE: Montag-Freitag, 6.-10.7. (außer Mittwochs), 8-16 Uhr, Ausländerbehörde, Amsinckstraße 34
DEMO: Samstag, 18.7., 13 Uhr, Beim Grünen Jäger
Mehr Infos: Romano Jekipe Ano Hamburg
Romano Jekipe Ano auf Facebook
Demo-Plakat als PDF