Flughafentheater gegen Abschiebung am 9.10.2016

stopdeportationsWir dokumentieren und unterstützen den Aufruf der Glasmoorgruppe zum Flughafentheater gegen Abschiebungen am 09.10.2016:
—English version below —

Die EU führt ein hartes Grenzregime. Meldungen von ertrunkenen Flüchtlingen im Mittelmeer schaffen es kaum noch in die Schlagzeilen. Die Grenzen entlang der Balkanroute sind geschlossen und Deutschland ist ohne das Passieren eines Drittstaats nicht erreichbar. Zusagen über die Aufnahme von Flüchtlingen und die zur Verfügung Stellung von Geldern werden nicht eingehalten. In vielen Teilen Deutschlands stehen Kapazitäten zur Aufnahme von Flüchtlingen leer.

Dabei ist es klar, dass es zu Zuwanderung und offener Gesellschaft keine Alternative gibt.

Nach der fast launenhaften Öffnung der eigenen Grenzen im letzten Jahr hat sich für Flüchtlinge und Migranten die Situation in Deutschland dabei sogar noch dramatisch verschlechtert. Nach rassistischer Mobilisierung auf allen Ebenen und einer erschreckenden rechten Kampagnenfähigkeit sind zahlreiche kleine Erleichterungen für Flüchtlinge und Migranten längst zurück genommen.

Dieser Haltung und dieser Politik wollen wir in einer phantasievollen Aktion unsere Inhalte entgegen setzen.

Stattfinden soll diese Aktion im Terminal 1 des Hamburger Flughafens. Flughäfen sind wichtige Orte für die Abschiebung und Abschiebung ist in unseren Augen einer der schärfsten Ausdrücke rassistischer Politik. Die Stadt Hamburg hat auf dem Flughafen einen sogenannten Abschiebegewahrsam gebaut, in dem Menschen vor der Abschiebung bis zu 4 Tage eingesperrt werden können.

Die Macht der Bilder

Geplant ist keine wütende Demonstration mit langen Redebeiträgen, sondern das Erzeugen von Bildern in der großen Halle des Terminal 1. Die Idee dazu ist, dass wir mit vielen Leuten stilisiert verkleidet als Personen- und Berufsgruppen der internationalen Mobilität (Flugbegleiter, Bodenpersonal, Business Class Reisende, Flugkapitäne) eine Art Choreografie aufführen. Die muss natürlich vorher einmal eingeübt werden und auch die stilisierte Verkleidung wird vorher abgestimmt. Wer jetzt sagt, das ist Kasperkram, dem sei erwidert, dass Kasperkram manchmal gute Wirkungen erzielt. Es geht um das Erzeugen von Bildern mit einer Aussagekraft, weil langen erklärenden Redebeiträgen niemand zuhört. Im Terminal 1 ist viel Publikumsverkehr und alle werden sich unsere Choreografien ansehen. Diese Choreografien sollen von kurzen Texten begleitet werden, die die Choreografien einordnen.

Wichtig ist uns, dass wir bei allem eine ernsthafte, würdevolle Haltung haben. Dies soll keine wütende Demonstration werden, wenn natürlich auch wir oft wütend sind.

Wir gehen nicht, wir schreiten. Wir schreien nicht, wir sprechen.

Es kann bei der ganzen Aktion dazu kommen, dass es Spaß bringt. Das sollte durchaus wohlwollend toleriert werden.

Es wird Texte zu den Choreografien geben, in denen die Bewegungen genannt und erklärt werden, niemand soll etwas auswendig lernen müssen. Vielleicht fühlen sich einige an das Ligna Radio Ballett erinnert. Es wird Vorbereitungstreffen zu Choreografie und Verkleidung geben. Die Verkleidung soll nicht dazu führen, dass Passanten uns wirklich für Angestellte einer Fluggesellschaft halten, ein kurzer Moment der Verwirrung ist aber durchaus gewollt.

Der letzte Vorbereitungstermin für die Choreografien und die stilisierte Verkleidung werden am am 3.10. um 18.00 Uhr im Centro Sociale in der Sternstraße stattfinden.

Wir freuen uns drauf,
Glasmoorgruppe

P.S.: Wenn jemand von Euch eins der folgenden Utensilien zuhause im Kleiderschrank hat- bitte mitbringen: Aktenkoffer, einfarbiges Hemd, Krawatte, Sonnenbrille, Schirmmütze(kein Basecap), Jacket, TT-Schläger, Warnweste, Kopfhörer/Gehörschutz, blaue Hose, blaue Bluse, Halstuch


Call for action at Hamburg Airport on 9th October 2016

The EU’s border regime is tough. News about refugees drowned in the Mediterranean no longer make the headlines. Borders along the Balkans have been closed and Germany cannot be reached without passing through a non-member country. Promises to receive refugees and supply financial aids are not being fulfilled. In many parts of Germany refugee accommodation is standing empty.

Yet it is clear that there is no alternative to migration and an open society.

Following the somewhat arbitrary opening of German borders in 2015 things have even worsened for refugees and migrants in drastic ways. Following widespread racist mobilisations and a shocking right-wing campaign the few improvements made of late have already been overturned again.

Our action is directed against these politics.

Our action is to take place inside terminal 1 of Hamburg Airport. Airports are important places for deportations which in our view are one of the harshest expressions of racist politics. Here at the airport the city of Hamburg has constructed a so-called deportation custody centre where people can be imprisoned for up to 4 days before being deported.

The power of pictures

We’re not planning a demonstration expressing our rage with long spoken contributions. It is rather our goal to create images in the big hall of terminal 1. The idea is to dress up as stewardesses, ground staff, business travellers, pilots, i.e. typical airport users and to present a kind of choreography. Of course this has to be rehearsed and the costumes agreed upon. Those who think this is similar to a Punch and Judy show should be aware that it may well have good effects on the audience. Creating strong images with a message is the idea as no one will be listening to long speeches. There is a big audience in terminal 1 and it will be watching our choreographies. These choreographies will be interspersed with brief texts of a high literary quality.

What counts for us is to convey a serious, dignified stance. This is not a demonstration of rage, even though we’re often full of rage.

We don’t walk, we stride. We don’t scream, we talk.

It is possible that this action will be fun. This should be tolerated positively.

There will be texts for the choreographies which will describe the movements so that no one will have to memorise anything. For some this may be reminiscent of the Ligna Radio Ballett. It would be great if groups were prepared to take over the impersonation of a specific group. There will be preparatory meetings on choreography and costumes. The costumes are not meant for passers-by to think we are really airline staff, yet a brief moment of bewilderment is indeed intended.

A Preparatory meetings for studying the choreography and arranging the disguises will take place on 3rd October at 6 p.m. in the Centro Sociale, Sternstraße.

We’re looking forward to it….
Glasmoorgruppe